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Das Wachstums-Dilemma des Menschen und wie wir es überwinden

Der Mensch unterliegt auf natürliche Weise einem Dilemma. Er ist von jeher darauf ausgerichtet zu wachsen. Es liegt in unseren Genen, in unserer Geschichte und in unserer Entstehung. Es liegt in der Entstehung des Universums.

Zu Beginn dieses Universums gab es einen großen Knall. Daraus ist alles Leben, alles was wir kennen und auch noch nicht kennen, entstanden. Aus einem kleinen Punkt mitten in einem leeren Raum ist das Weltall entstanden. Seitdem dehnt sich dieses Weltall in alle Richtungen aus. Von diesem einen Punkt aus vergrößert es sich fortwährend, es ist, als würden wir in einen leeren Raum hineinwachsen oder ihn füllen.

Ausdehnung des Universums

Als der Homo Sapiens auf der Erde zu wandeln begann, richtete er sich Territorien ein, Gebiete, die er für sich selbst beanspruchte. Um diese Territorien wurden auch Kämpfe ausgetragen, keiner wollte sein Territorium verlieren. Im Gegenteil – er wollte mehr, er wollte wachsen.

Durch die ganze Menschheitsgeschichte zieht sich dieses Verhalten, ebenso wie bei Tieren und Pflanzen, die sich so weit ausbreiten und vermehren, bis eine natürliche Grenze ihnen Einhalt gebietet (natürliche Fressfeinde, geografische Begrenzungen, Nahrungsmangel und dergleichen).

Doch verglichen mit den Tieren und Pflanzen hat der Mensch heutzutage sehr wenige natürliche Begrenzungen. Der Mensch hat keine natürlichen Fressfeinde, er steht an der Spitze der Nahrungskette. Geografisch gesehen versucht der Mensch, seine Fühler so langsam über den Planeten Erde hinaus vorzustrecken und denkt sich immer raffiniertere Technologien aus, um andere Planeten und Gestirne zu erreichen. An Nahrung mangelt es uns dank der Industrialisierung und Mechanisierung in Herstellung und Produktion von Lebensmitteln ebenfalls nicht.

Der Mensch hat den ungebremsten Drang, weiter zu wachsen und sich auszudehnen. Die Wirtschaft boomt, einflussreiche Menschen streben nach mehr Macht und reiche Menschen nach noch mehr Reichtum. Der Aktienmarkt ist darauf ausgerichtet, dass die Kurven immer weiter nach oben wachsen, die eigenen „Territorien“ – Länder – werden durch Atomwaffen, Militär und Verträge geschützt und aufrechterhalten.

Der Mensch hat einen natürlichen Trieb zur Fortpflanzung und Erhaltung seiner Rasse. Daher werden immer mehr Kinder geboren, aktuell beträgt die Zahl der Erdbewohner 7,5 Milliarden; eine Zahl, die man sich gar nicht vorstellen kann, weil sie so hoch ist.

Individuell gesehen wünscht sich der Mensch meist das nächstgrößere Haus, das nächstteurere Automodell, den besser bezahlten Job, das größere Gehalt, den bestmöglichen Komfort und Luxus, den immer größeren Kick.

Der Mensch möchte wachsen – ist das schlecht?

Und hier kommt das Dilemma: bis heute konnte sich der Mensch als Gesamtes betrachtet unbegrenzt ausdehnen, in jeglicher Hinsicht. Doch jetzt macht es den Eindruck, als würde die Menschheit langsam an ihre Grenzen stoßen. Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass auch der Mensch irgendwann an einen Punkt kommt, wo es nicht mehr weitergeht. Die Erde hat begrenzte Kapazitäten und das Ausweichen auf andere Orte scheint noch sehr weit entfernt.

Doch der Mensch kann diese Begrenzung nicht akzeptieren, er kämpft dagegen an, er kann sein Verlangen nach Mehr nicht zügeln. Er lässt forschen, er strengt seinen kreativen Geist an, um Ideen zu erhalten, er fährt seine Ellenbogen aus. Der Mensch macht auf Kosten anderer und auf Kosten der Erde weiter und tut so, als würde ihm alles unbegrenzt zur Verfügung stehen. Dem universellen Gesetz der Unendlichkeit müsste die Unbegrenztheit doch eigentlich entsprechen.

Die Frage des Dilemmas ist: wird es in Wachstum weitergehen, wie bisher, oder stößt der Mensch tatsächlich an eine natürliche Grenze. Was würde das bedeuten?

Würde es bedeuten, dass der Mensch eingeengt und in seine Schranken gewiesen wird? Würde es bedeuten, dass der Mensch versagt hat? Dass der Mensch es nicht geschafft hat, mit der Entwicklung des Universums mitzuhalten und stagniert ist? Ist der Mensch durch Stagnation dem Untergang geweiht? Ist die Existenz der Menschheit bedroht, wenn sie nicht weiterwächst?

Wenn man die Erde von oben betrachtet, ist klar erkennbar, dass sie vom Menschen gezeichnet und geprägt ist. Es existiert kaum noch ein Ort, an dem es noch keinen Menschen gab oder gibt. Der Mensch breitet sich aus wie ein Parasit oder wie ein Virus. Das Dilemma, dem ein Virus unterliegt, ist denkbar einfach. Entweder stirbt am Ende der Virus oder der Wirt. Beide Varianten wären für den Menschen ungünstig, also versucht der Mensch sich, so wie es auch ein Virus tut, an anderen Orten, anderen Planeten, anzusiedeln und auszubreiten, bevor er den aktuellen Wirt vernichtet oder selbst zerstört wird.

menschliche Prägung auf der Erde

Es klingt fatalistisch, so als hätte der Mensch keinen Ausweg. Es liegt nun mal in seiner Natur, sich so zu verhalten, er ist dazu verdammt, immer mehr zu wollen, es ist sein Schicksal. Er ist dem Untergang geweiht, wenn er nicht alle Anstrengungen unternehmen und versuchen würde, immer mehr zu wollen und zu versuchen, immer mehr zu erreichen. Richtig?

Falsch! Diesem Irrglauben zu unterliegen wäre tatsächlich fatal – tödlich. Aber sind die Menschen nicht viel mehr als Viren? Sind Menschen nicht intelligent und haben ein Gewissen? Manch ein Zyniker würde an dieser Stelle sagen, der Mensch kennt kein Gewissen und ist zudem dumm, eine gefährliche Mischung. Doch haben es Menschen nicht geschafft, erst mit Intelligenz und wohlüberlegtem Verhalten die Errungenschaften der heutigen Zeit zu erreichen?

Welches Potenzial liegt wirklich in der Menschheit? Was ist, wenn es eine weitere Lernaufgabe wäre, die eigene Begrenztheit zu akzeptieren? Was ist, wenn das die nächste Entwicklungsstufe der Menschheit wäre? Nämlich zu erkennen, wann der Mensch genug erreicht hat und zufrieden mit seinem Werk sein kann? Wäre ein neuer Bewusstseinsschritt auch eine Form von Wachstum? Eine weniger schädliche Form der Ausdehnung, eine gesunde Form der Bewusstseinserweiterung? Muss es denn ständig der materielle Fortschritt sein? Warum nicht Fortschritt und Wachstum auf der Geistebene? In neuen Bewusstseinsdimensionen könnte sich der Mensch wieder frei bewegen und entfalten, und zwar ganz ohne Zuhilfenahme von bewusstseinserweiternden Substanzen. Aus sich heraus würde der Mensch entdecken, dass er in seiner Körperlichkeit begrenzt ist, in seinem Geist und seinen Gedanken aber frei.

Die Erkenntnis in diesem Dilemma

Der Mensch würde erkennen, dass er diesem deterministischen Wachstumsverhalten nicht unterliegen muss, wenn er es nicht will. Der Mensch würde sehen, dass er als Mensch, als begrenztes Wesen, schon viel erreicht hat und dass das zum Leben reicht. Er hat es er-reicht.

Es gibt eine interessante Theorie, dass Intelligenz sich ausdehnen will. Dieser Theorie zufolge spiegelt sich das auch physisch wider. Das bedeutet, dass weniger intelligente Spezies wie Insekten einen Chitinkörper haben, der nach außen hin begrenzt ist. Sie können sozusagen nicht darüber hinaus wachsen, außer sie häuten sich und gehen so in eine neue Entwicklungsstufe über. Bei Säugetieren und höher entwickelten Spezies ist es umgekehrt. Hier sind die weichen Teile des Körpers außen, gestützt von einem robusten und stabilen Skelett. Die weichen Teile sind nach außen nur durch eine flexible, dehnbare Haut begrenzt. Theoretisch ist ein physisches Wachstum hier leichter möglich (nicht nur durch Zunahme an Körpergewicht, vielmehr durch eine metaphorische Abbildung des eigenen Intelligenzgrades).

Aber selbst hier sind irgendwann Grenzen erreicht, weshalb dem Menschen der Intellekt, der Geist gegeben wurde. Der Geist und die Seele des Menschen sind die Komponenten, die weiter wachsen können. Bis ins Unermessliche.

Das Potenzial in dieser Situation erkennen

Und hier liegt das Potenzial des Menschen. Mit unserem Geist können wir neue Welten erdenken und erschaffen, wir können neue Sphären der Wirklichkeit erforschen. Bislang nutzen wir vermeintlich nur einen geringen Anteil unseres Gehirns, aber wofür ist der Rest des Gehirns da? Noch nicht erforschtes und noch ungenutztes Potenzial. Wir sind noch lange nicht bei 100 %. Hier sind die Welten, die wir erkunden und auf die wir uns konzentrieren sollten.

Ganz nebenbei: Gefühle und Zustände des Glücks, der Liebe, der Freude, der Zufriedenheit etc. kommen nicht von außen, sondern von innen. Von und aus uns selbst. Wir werden nicht glücklicher, wenn wir einen neuen Planeten finden, auf dem wir leben können. Wir werden nicht glücklicher, wenn wir dank der Medizin länger leben. Wir werden nicht glücklicher, wenn wir in einer großen Villa schlafen. Wir schlafen immer noch auf einem Bett. Wir werden nicht glücklicher, wenn wir zig Millionen auf dem Konto haben. Wir kochen schließlich alle mit Wasser. Die Qualität unserer Gedanken bestimmt, wie glücklich wir sind.

menschliche Spuren

Egal, wo wir hingehen oder was wir tun – wir nehmen immer uns selbst dabei mit. Und mit uns auch die ungelösten Themen, die uns unglücklich machen. Eine Flucht nach außen ist zwecklos, wir sind in uns eingesperrt, außer wir beenden dieses Leben willentlich. Die Flucht nach innen ist die Lösung, die Beschäftigung mit uns selbst, die Durchforstung unseres Innenlebens nach nicht geheilten Themen, die uns suggerieren, dass wir immer mehr brauchen, immer mehr erreichen müssen, um glücklich zu werden. Themen, die uns suggerieren, dass wir mit Dingen im Außen erfüllt werden. Die Dinge im Außen sollen uns er-füllen, ein Loch in uns füllen, die Leere in uns füllen.

Wäre der Mensch wahrhaft erfüllt, bräuchte er nichts mehr, weil er bereits alles in sich hätte, was er braucht. Er wäre zufrieden mit dem, was er hat. Er wäre immer noch neugierig und Neuem gegenüber aufgeschlossen, er würde immer noch lernen und sich weiterentwickeln. Doch er wäre nicht mehr getrieben von dem inneren Drang, immer mehr tun zu müssen, um zu überleben. Er wäre in sich gefestigt, in sich ruhend, in einem gesunden Rahmen, aus sich heraus strahlend. Er würde sein Licht, sein Sein, seine positiven Gedanken ausbreiten. Er würde durch sein Erwachen sich und die Erde heilen, er wäre das Gegenteil von einem Virus. Er würde erkennen, dass er ebenso wie alles andere im Urknall entstanden ist, wie jegliche andere Materie. Dass er ein Teil des Universums ist, das unendlich ist. Er würde erkennen, dass ganze Galaxien, Sternen- und Planetensysteme entstehen und wieder vergehen. Er würde erkennen, dass auch der Mensch geboren wird und stirbt. Er würde erkennen, dass er doch nicht so unendlich, sondern vergänglich ist. Indem er vergänglich ist, fügt er sich dem Kreislauf des großen Ganzen wieder ein, denn er ist ein Teil des Universums. Sein Körper mag verschwinden, doch seine Energie bleibt erhalten. Es ist ein physikalisches Gesetz: Energie geht niemals verloren, sie kann aber ihre Form ändern.

Irgendwann wird auch dieses Universum verschwinden, weil es sich so weit in die Unendlichkeit ausgedehnt hat, dass es leer wird und nichts mehr in ihm enthalten ist. Dann wird wieder ein neues Universum entstehen und der Kreislauf beginnt von neuem.

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